Eine aufregende Reise zurück aus Süd Afrika wegen Covid19

Eigentlich wollten wir noch ein paar Wochen länger bleiben…aber dann kam Covid19 und alles lief ganz anders.

Als wir Ende Januar in den Flieger stiegen, war die Welt noch soweit in Ordnung. Ja, man hörte schon etwas vom ’neuen‘ Grippe-Virus‘, aber groß Gedanken haben wir uns nicht gemacht. Damit waren wir sicher nicht allein. Wir genossen unseren Aufenthalt in Südafrika, hörten vom Chaos in Europa und fuhren für 1 Woche an die Küste. Das war eine so wertvolle und entspannte Woche, denn inzwischen war überall auf der Welt Hysterie wegen Covid19. Auch in unserem Hotel-Resort gab es neue Hygiene-Vorschriften und wir wußten nicht so recht, ob uns das Ganze hier auch treffen würde. Also genossen wir noch jeden Tag in voller Achtsamkeit, die Schönheit der Natur und die liebevolle Gestaltung dieses Resorts. Als wir dann zurückfuhren und bei unserer Zwischenübernachtung feststellen mussten, dass es ab 18 Uhr keinen Ausschank mehr von Alkohol gab, waren wir dann doch überrascht. Das war am Donnerstag 19. April in Nottingham Road. Und weil wir ja in Urlaub waren und somit der Kühlschrank praktisch leer war, gingen wir dann Freitag und Samstag zum Einkaufen. Ja, ein bisschen mehr, denn es wurde ja bereits von einem Lockdown, also einer Ausgangssperre gemunkelt. Aber bis dahin war noch alles ganz relaxed. Wir haben überlegt und abgewogen, ob wir nun zurückfliegen sollen oder doch ‚da‘ bleiben möchten. Inzwischen waren unsere Rückflüge allerdings auf Eis gelegt. Die SAA hatte alle Flüge bis Ende Mai eingestellt. Die ersten unserer Freunde haben sich in Quarantäne begeben, entweder weil jemand im Umkreis positiv getestet wurde oder weil sie direkt aus Deutschland zurückkamen. Nun die Situation spitzte sich so langsam zu. Auch hier gab es bereits hektische Hamsterkäufe und die Geschäfte waren komplett leer gekauft. Wir beschlossen, uns auf die Rückholliste der Botschaft einzutragen. Vom 26. auf 27. April begann dann die Ausgangssperre. KEIN Spazieren gehen, KEIN Kontakt ausserhalb der eigenen Wände, KEIN Verkauf von Alkohol oder Zigaretten (was uns jetzt nicht wirklich traf). Glücklicher Weise sind wir von unseren Nachbarn nur durch einen Zaun getrennt und so konnten wir über diesen noch kommunizieren.

Wir hatten recht schnell Kontakt mit der deutschen Botschaft in Pretoria, bekamen täglich Nachrichten und einen Landsleutebrief vom Botschafter Herrn Martin Schäfer. Einerseits waren wir am packen und aufräumen, andererseits wollten wir noch gar nicht wirklich gehen. Dann schwenkte das Wetter um, es wurde ungemütlich, kalt, nass und wir machten unser Häuschen abreisefertig.

Am Donnerstag Abend, also am 02. April erfuhren wir dann, dass der Flug für Freitag Abend bestätig ist, dass wir NICHT selber an den Flughafen fahren können, um unser Mietauto zurückzugeben und uns am Freitag zwischen 14:00 – 15:30 in Pretoria in der Deutschen Schule einfinden müssen. Dann begann es hektisch zu werden. Wie oder wer kann das Auto zurückgeben, wie kommen wir nach Pretoria, es war ja Ausgangssperre und niemand wollte uns fahren. Auch mit der Bescheinigung von der Botschaft nicht, denn würden das die Polizei oder das Militär auf der Strasse akzeptieren? Wir bestellten einen UBER, der wurde auch bestätigt, doch der kam dann einfach nicht!!! Um 13:15 Uhr kam dann eine Nachricht, dass kein Fahrer bereit sei. Panik! – NEIN, denn ich war mir sicher, dass uns das ‚Universum‘ nicht im Stich läßt. …und tatsächlich wie ein Wunder, hat sich der Bruder unserer Nachbarin bereit erklärt, uns nach Pretoria zu fahren. Er ist Politiker und hat andere Möglichkeiten, falls wir aufgehalten werden…bis er jedoch kam war es nach 14:30 Uhr und wir inzwischen echt nervös. Die Strassen waren wegen des Lockdown ziemlich leer, so dass er uns kurz vor 15:30 Uhr in der Deutschen Schule wirklich absetzten konnte. Es hatte dann auch noch etwas gedauert, bis wir die Schule fanden. Dort war ein unglaubliches Polizei- und Militäraufgebot vor Ort, man winkte uns höflich rein, gab und Masken und 2 Zettel für Bus Nr. 10. Sie sagten uns, wir sollen uns etwas zu trinken und zu essen holen. WOW, waren da schon viele Menschen. Es nieselte leicht, aber die Stimmung war entspannt. WIR waren auch erst mal erleichtert, denn wir haben es tatsächlich nach Pretoria geschafft.

Botschafter Martin Schäfer

Das Warten wurde mit regelmäßigen Durchsagen vom Botschafter und guter Musik kurzweilig gestaltet. Er lief immer wieder zwischen den Leuten durch und sprach mit allen. Es dauerte dann doch bis kurz vor 20 Uhr, bis wir in unseren Bus einsteigen konnten. Inzwischen war es dunkel, kalt und immer noch regnerisch. Endlich durften wir zum Bus. Da stand dann noch der Militärkommandant und eine Frau. Ich bedankte mich bei den Beiden für den unglaublichen Einsatz und die tolle Organisation. Sie freuten sich sichtlich.

Wir waren dann 16 Leute im einem riesigen Bus und wurden zusammen mit Bus Nr. 9 mit Blaulicht und Begleitfahrzeugen zum Flughafen Johannesburg gefahren. Dort angekommen mussten wir noch im Bus warten, bis ein Mann hereinkam und uns anwies, was wir nachher zu tun haben. Wir mussten also unser Gepäck aus dem Bus holen, es auf eine Linie am Boden vor uns legen und zurücktreten. Dann kam ein Mann mit Hund, der alles Gepäck ablief und 2x kontrollierte. Danach wurden wir praktisch einzeln weitergeschickt. Passkontrolle, Fieber messen, Ticketschalter…und da kam dann das nächste Wunder…die nette Dame von vorhin kam mit noch einer Frau direkt auf uns zu am Schalter, stoppte die Ticketvergabe und meinte nur, sie hätte eine nette Überraschung für uns…wir durften Business fliegen !!! Es kamen 2 Leute nicht zum Treffpunkt und wir durften ihre Plätze haben. Ist das nicht unglaublich schön????

Thomas hatte im Bus noch gewitzelt, dass wir doch nun die Letzten seien, die in den Flieger kommen und dieser sicher von hinten nach vorn gefüllt werden würde….ich saß auf Platz Nr. 3G!!!

Wir hörten noch die Stimme des Botschafters, der doch tatsächlich mit im Flieger war. Er kam nach vorn und sprach noch mal mit allen, verabschiedete sich und das ganze Flugzeug hat geklatscht. Unglaublich, dieser Mann.

Die Stewards waren total vermummt und in weißen Cleananzügen mit Sichtschutz, aber guter Laune und so wurde es ein sehr angenehmer Flug für uns. Thomas konnte seinen Platz tauschen, er war auf 5D und kam nach vorn. Auch hier wurde kein Alkohol ausgeschenkt, aber das war jetzt echt kein Problem. Wir waren drin, gut versorgt und auf angenehmen Spitzenplätzen.

Der Abflug zog sich jedoch noch bis Mitternacht hin, wegen eines technischen Problems mit einem Rauchmelder und dessen Software. Es wurden dann tatsächlich noch Sandwiches verteilt, die wir ablehnten, jedoch ein warmer Tee war willkommen und dann Beine ausfahren, Sitz zurückfahren und schlafen. Der Flug an sich war etwas holperig, jedoch deutlich angenehmer hier vorn. Wer schon mal geflogen ist, weiss ja wie sich das dann zieht, bis man endlich draussen ist und seine Koffer wieder hat. Aber von Sitz Nr. 3 aus geht das recht schnell, auch wenn wir nur Reihenweise gehen durften. Ein leerer Flughafen, kaum Personal, kein Fiebermessen, keine aufwendige Befragung…gut, wir mussten ein Formular im Flieger ausfüllen über unseren ‚Zustand‘ und wo wir überall waren, aber das war’s dann auch schon.

Und am Kofferband!!!! Also, die meisten Leute sind wirklich unglaublich. Sie stürzen sich wie immer ganz nach vorn, um ja als Erste ihren Koffer greifen zu können – KEIN Abstand, alle drängeln – Unverständlich !!! Eine einzige Durchsage, man möge doch den Abstand einhalten…das ging definitiv unter bei den Leuten.

Bis auf ein Cafe (ich mag keine Werbung machen) war alles geschlossen und so holte uns Thomas von dort 2 kleine Cappuccino für 8€ – Willkommen in Germany

Und wer jetzt glaubt, dass das alles ‚kostenfrei‘ für uns war, hat sich geirrt.

Nun, wir sind gesund und in unserer Heimat. Die Botschaftsleute haben eine immens gute Arbeit geleistet und nun müssen wir eben sehen, wie wir alles andere Regeln. Gutes Wetter und leichtere Ausgangssperre hier macht es uns leicht, wieder anzukommen. Unseren Freunden in Südafrika wünsche ich alles Liebe. Bleibt alle gesund und dann sehen wir uns hoffentlich bald wieder. Und den tausenden Reisenden, die noch auf ihren Rückflug warten, wünsche ich Vertrauen und Geduld.

Alles wird gut – Namaste